Kapitel
– Das Schweigen durchbrechen -

Das Schweigen durchbrechen

Schweigen durchbrechen

Willkommen zu einer weiteren Woche in deiner Challenge „Selbstvertrauen entfalten“.
In dieser Woche wirst du dich mit der Kraft der Worte beschäftigen. Oft tragen wir unausgesprochene Gedanken, Wünsche oder Ängste mit uns, die wie ein Ballast auf unserem Selbstvertrauen lasten. Sie blockieren uns, hindern uns daran, authentisch zu sein und uns frei zu fühlen.

Das Ziel dieser Woche ist es, diesen Ballast loszuwerden und deine Stimme zu finden – für dich selbst und für andere. Es geht darum, mutig auszusprechen, was lange verborgen war, und damit Raum für Klarheit, Freiheit und Selbstvertrauen zu schaffen.

Erlaube dir, ehrlich zu dir selbst zu sein, auch wenn es ungewohnt oder schwierig ist. Du bestimmst das Tempo, aber jeder Schritt, den du gehst, stärkt dein Vertrauen in deine eigene Kraft.

Max ist stets ein ruhiger Mensch, der sich zurückhält. Er steht nicht gerne im Mittelpunkt und geht Konfliktsituationen aus dem Weg. Bei einem Treffen mit Freunden drohte ein Missverständnis zu eskalieren. Max hatte eine Idee, wie man es aufklären könnte. Zögerlich ergriff er das Wort, seine Freunde hörten, zu seinem Erstaunen, aufmerksam zu und reagierten interessiert. Für Max ein Aha-Erlebnis. "Wenn ich etwas sage, werde ich gehört und im Mittelpunkt stehen kann ich auch gut, für den Moment.

Schweigen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck eines komplexen Systems aus Werten, Überzeugungen und Bedürfnissen. Mögliche Werte, die Schweigen fördern können, sind:

Es gibt also viele ursächliche Werte, die ein Schweigen oder eine Zurückhaltung „rechtfertigen“ oder sinnhaft werden lassen. Nur wenn du das Gefühl hast, dass das Schweigen überhand nimmt, sich vielleicht auch als Druck auf die Brust legt, ist sehr sinnvoll sich die Hintergründe mal zu betrachten.

Tagebucheintrag

Fragen zur Reflexion:

Schweigen im Konflikt

Konflikte gehören zum Leben dazu, allerdings gibt es Muster, die sich anfühlen wie– Täglich grüßt das Murmeltier – und immer nach dem gleichen Schema ablaufen und sich nicht auflösen.

Diese ungelösten Konflikt-Kommunikation basiert häufig auf dem sogenannte Drama-Dreieck. Drei verschiedene Konfliktposition, die den Konflikt anheizen, ohne es zu wollen.

Dramadreieck

Täter, Retter und Opfer.

Beispiel:
A sagt: Schliessen Sie doch mal die Tür, es zieht.
B sagt: Die stand aber schon offen
A sagt: Jetzt soll sie aber geschlossen werden.
B sagt: Ich mache das ausnahmsweise
B fühlt dabei, A ist der Bestimmer und B fühlt sich als Opfer.
A nimmt die Rolle des Täters an.
B wird zum Retter

Jeder kann Täter, Retter und Opfer werden.
Je angespannter die Grundstimmung ist oder je mehr es einer der Beteiligten gewohnt ist, desto schneller spring das Dramadreick an. Die Dynamik innerhalb des Musters ist nicht vorhersehbar. Es kann innerhalb des Konfliktes schnell zu einem (ungewollten) Wechsel der Position kommen.
Schweigen entsteht häufig dann, wenn jemand versucht, den Dynamiken zu entkommen ohne sich zeigen zu müssen oder seine Haltung durch Schweigen zum Ausdruck bringt. Also so versucht den Konflikt zu lösen.
Das Ergebnis ist leider häufig, nicht erfolgsversprechend.

Ein mal im Drama-Dreieck drin - ist der Ausweg nur über eine gute Reflexion möglich.

Anna und Lars treffen sich zur Projektbesprechung. Anna beginnt schon beim Reinkommen in den Raum mit der Beschreibung ihrer Lage. Sie habe so viel zu tun, dass ihr Privatleben schon massiv leidet. Lars, der gerade aus einem anderen Projekt eine negative Nachricht bekommen hatte, springt auf Annas Aussage an und sagt, aber du wolltest doch unbedingt die Projektleitung. Anna geht in die Defensive, sie will retten und sagt, du musst dir keine Sorgen machen, es wird schon klappen. Lars, der es nicht mag, wenn man ihm vorschreibt worüber er sich sorgen machen muss, wird zum Opfer und sagt, niemand versteht meine Lage wirklich - um dann gleich Täter zu werden - und worüber ich mir Sorgen mache, lass mal meine Sorge sein. Anna fühlt sich als Opfer. Sie schweigt und hofft, dass die Situation schnell an ihr vorüber zieht.

Beispiele weshalb im Konflikt möglicherweise geschwiegen wird:

Aus den Rollen des Drama-Dreiecks heraus:

Aus dem Wertesystem heraus:

Fragen zur Reflexion:

Die 4 Seiten einer Nachricht und die gefühlte Notwendigkeit des Schweigens

Alles was gesagt wird enthält 4 verschieden Informationen gleichzeitig.
Informationen zur Sache, zur Beziehung, zum Selbst und zum Aufforderung, dem Appell.

Dramadreieck

Das Modell der vier Seiten einer Nachricht verdeutlicht so, dass in jeder Kommunikation immer auf mehreren Ebenen gleichzeitig gesendet und empfangen wird. Alles was gesagt wird, beinhaltet bewusst oder unbewusst verschiedene Aspekte.

Ein einfaches Satz-Beispiel mit verschiedenen Wahrnehmungen aus den verschiedenen Kommunikationsebenen.
- Wie du es da machst, funktioniert es nicht !

Kommunikations-Ebenen

Version 1

Version 2

Selbstoffenbarung

Ich weiß wie es geht

Ich sehe ein Problem

Apell

Lass mich machen

Lass uns gemeinsam gucken

Beziehung

Du bist nicht clever

Ich helfe gerne

Sache

- keine Information -

- keine Information -

Ein und der selbe Satz beinhaltet zwei verschiedene Aussagen, jenachdem wie der Sender und Empfänger eingestellt sind. Es ist nur ein Beispiel und die Variationen der möglichen Wahrnehmungen sind sehr groß.
Jeder – sender und Empfänger – haben eine eigene Sicht auf das Gesagte und dann wird klar, dass Missverständnisse zur Tagesordnung gehören.

Ein Beispiel wäre, der Sprecher (Sender) meint Version 2 und der Empfänger versteht Version1
Version 1 ist eher ein Macher, der sich evtl. beweisen muss.
Version 2 ist eher ein „Pleaser“, der die Harmonie sucht.

Es zeigt, dass Missverständnisse oft entstehen, weil Sender und Empfänger unterschiedliche Ebenen wahrnehmen oder priorisieren. Grundsätzlich betont das 4 Seiten Modell, dass Kommunikation nicht nur eine sachliche Information übermittelt, sondern auch immer etwas über die Beziehung, die Person des Senders und die beabsichtigte Wirkung aussagt.

Das Modell der 4 Seiten einer Nachricht (nach Schulz von Thun) zeigt, dass jede Botschaft vier Ebenen hat: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung, Appell.

Schweigen kann entstehen, wenn eine dieser Ebenen als bedrohlich wahrgenommen wird.

Wenn du jetzt für dich dein bisheriges Muster veränderst, ist klar, jede Verhaltensveränderungen beinhalten Möglichkeiten und Gefahren. Das altbekannte Verhalten beschert einem immer wieder auch den altbekannten Schmerz. Mit dem hat man gelernt umzugehen. Gerade beim eher passiven Schweigen ist es in Fleisch und Blut übergegangen, dass man den Schmerz erträgt und durchhält.

Jetzt, wo das anders werden soll ist es wichtig die Konsequenzen auf den 4 Seiten einer Nachricht sich deutlich zu machen, Hast du bisher geschwiegen, weil du unsichtbar bleiben wolltest oder Angst hattest Zuneigung zu verlieren. Dann geht es um deine Lebenswerte, die du nicht wertgeschätzt hast, beziehungsweise um deine Kontakte und Beziehungen, die du so zu erhalten versucht hast.

Je mehr du dir bewusst wirst, an welcher Stelle du angreifbar zu sein scheinst, desto einfacher kannst du gegensteuern.

Werde durch deine Aussprache sichtbar und halte an dir fest in dem du deine tragenden Werte verinnerlichst.

Mit deiner Stimme verleihst du deinen Lebenswerten Raum und dir damit die Möglichkeit, dein Leben aus zu gestalten.

Mit folgenden Fragen kannst du feststellen, was dein Gegenüber sagen wollte. Aber auch für die Selbstreflexion sind die Fragen eine gute Grundlage:

1. Selbstreflexion bei der Kommunikation

2. Klärende Rückfragen stellen

3. Aktiv zuhören und paraphrasieren

Du hast jetzt schon viel erfahren darüber:

Jetzt geht es darum, wirklich aus dem Schweigen und der Zurückhaltung auszubrechen.

Was du zu sagen hast ist wichtig. Wenn es nicht verstanden wurde, kann man darüber sprechen!

Normalerweise sprechen alle Menschen, spontan und intuitiv. Das bedeutet wir sprechen, wie wir es gewohnt sind. Es ziehen die Muster und Werte, die man gewohnt ist automatisch in die Aussprache.

Jetzt möchtest du allerdings die altbekannten Pfade verlassen und dir eine neue Freiheit geben. Darum geht es jetzt erst mal um die Vorbereitung eines neuen Musters. Dafür musst du bewusst üben.

Reflexion

Jetzt kommt eine ganze Menge Reflexion auf dich zu und du wirst nicht alles beherrschen – sonst wärest du ein Kommunikationswunder. Die Reflexion ist hauptsächlich dafür da, zu verstehen wie du aus deiner Welt der Zurückhaltung ausbrechen kannst.

Techniken zur Vorbereitung und Reflexion für das Durchbrechen von Schweigen

Bewusstmachen der eigenen Bedürfnisse

Planung von klaren Aussagen

Avatar Gedanken

Übung: „Der Avatar und der innere Dialog“

Deine Übung für die ersten 6 Tage des Kapitels

Tagebucheintrag

Tag 1-6: Tägliche Reflexionszeit (10 Minuten)

  1. Aktiviere deinen Botschafter / deine Botschafterin:
    Damit du selbstsicher deinen Botschafter nutzen kannst, muss er in Fleisch und Blut übergehen.
    Gib ihm/ihr dafür einen Namen, ein Symbol oder ein Bild, das physikalisch vorhanden ist.

    • Aktiviere das Botschafter-Symbol jeden Morgen

    • Sprich in Gedanken mit ihm/ihr über den kommenden Tag

    • Alternativ: Schreibe in ein Tagebuch oder nimm eine Sprachnachricht für dich selbst auf.

  2. Stell dir tägliche eine einfache Aufgabe:
    Mache es so einfach wie möglich, denn jetzt geht es um das Üben und die Erfolgserlebnisse.
    Nimm Situationen, die keine große Bedeutung haben. An der Kasse im Supermarkt, in der Kantine bei der Essensausgabe, beim Smalltalk am Kaffeeautomaten, in der Straßenbahn ...

    • Was möchte ich ausprobieren, was habe ich bisher nicht ausgesprochen

    • Gibt es einen Wunsche, den ich bisher nicht formuliert habe?

    • Welche Angste oder welchen Konflikt möchte ich überwinden?

  3. Reflektiere wie es dir ergangen ist:

    • schreibe in dein Tagebuch, was passiert ist und welche Gefühle aufgetaucht sind.

    • Sprich mit guten Freunden darüber

    • Gehe im Laufe der Woche tiefer in schwierige oder emotionale Themen. .

Tag 7: Wichtige Botschaft formulieren und übermitteln

Tagebucheintrag

Reflexion: Wähle gezielt eine Botschaft, die du bisher nicht ausgesprochen hast. Entscheide, wie du sie übermitteln möchtest:

Ein wichtiger Teil des "Schweigen durchbrechen" ist die Konfrontation. Die Konfrontation mit der Reaktion. Unabhängig von der Reaktion des Gegenübers, ist es wichtig, bei sich zu bleiben.
Ist die Reaktion des Gegenübers unverständlich oder gefühlt überzogen und sie belastet dich, dann kannst du gut mit einer Meta-Frage nachhacken.

Meta-Fragen sind zum Beispiel: Was hat dich so aufgebracht/traurig gemacht / etc. Es sind also Fragen nach dem Hintergrund. Sie sind dafür da, um einen Verständnisabgleich zu ermöglichen.

Auch der 7. Tag ist „nur“ eine Übung. Betrachte ihn nicht als Prüfung sondern als Challenge für deine Erfahrung. Es gehört dazu sich immer wieder Challenges zu stellen. Nur so können wir der Trägheit unseres System entkommen und neue Ufer erreichen.

Durch das tägliche Aussprechen und das Übermitteln der wichtigen Botschaft am Ende der Woche setzt du einen kraftvollen Impuls, der dein Selbstvertrauen nachhaltig stärkt.

Hier sind fünf Themenvorschläge, die helfen können, das Schweigen zu durchbrechen und Blockaden bei der Themenfindung zu lösen.

Nimm die Themen als Beispiele und fülle sie mit eigenen Inhalten, so dass es für dich gut passt.

1. Unerfüllte Wünsche und Träume


2. Ängste und Sorgen


3. Konflikte und unausgesprochene Gefühle


4. Dankbarkeit und positive Gefühle


5. Persönliche Einsichten und Erkenntnisse